
Der Zuzug von Flüchtlingen hat jetzt auch Auswirkungen auf das geistliche Leben in der Stadt. In Weißenburg werden ab 24. Oktober christliche Gottesdienste auch in arabischer Spache gefeiert – zweimal monatlich am Sonntag Nachmittag. Die Initiative geht von den Weißenburger Methodisten aus, in deren Räumen die Feiern stattfinden (Schanzmauer 11). Die Leitung übernimmt der aus dem Irak stammende Weißenburger Maamun Kamran.
Reaktion auf Zustrom von Flüchtlingen
Im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen und den umliegenden Landkreisen gab es bislang kaum arabischsprachige Christen. Mit dem Zustrom von Flüchtlingen ändert sich jetzt die Lage. „Darauf reagieren wir“, erklärt die methodistische Pastorin Stefanie Schmid: Für diese Menschen soll der arabischsprachige Gottesdienst in Weißenburg einen Anlaufpunkt bilden. „Wir können dies tun, weil wir mit Maamun Kamran ein arabisch sprechendes Gemeindemitglied mit besten Voraussetzungen haben: Er ist theologisch ausgebildet und hat durch seine Mitarbeit bei der Ausländerseelsorge an anderen Orten schon vielfache Erfahrungen gesammelt“.
Bekannt durch Trommelworkshops
Der gebürtige Iraker hat sich in der Region mit seinen Trommelworkshops und -gruppen („Al Hurria“ / „Nissa ashams“) und seinen arabisch-christlichen Kalligrafie-Kunstwerken einen Namen gemacht. Der 49-jährige wurde in Bagdad im Irak geboren und spricht arabisch als Muttersprache. „Ich weiß, wie existentiell es ist, in der Muttersprache zu beten und das Wort Gottes zu hören“, erläutert Kamran seine Motive, einen Gottesdienst in arabischer Sprache anzuleiten. In Bagdad hat er ein Kunststudium am Institut für Kunst und Grafik absolviert, im Libanon Theologie studiert. Seit Ende 1999 lebt er in Deutschland, nachdem er wegen seines christlichen Glaubens fliehen musste.
Schmid: nicht im Gottesdiensten fremd fühlen
Pastorin Stefanie Schmid sieht die Schwierigkeit, dass Christen „durch die andere arabische Mentalität eine eigene Glaubensprägung haben, mit der sie sich in unseren deutschen Gottesdiensten fremd fühlen“. Es sei aber wichtig, diesen Menschen mit so schwierigen Erfahrungen wie Flucht und Heimatverlust einen Halt in ihrem Glauben zu bieten. „Wir möchten ihnen einen geistlichen Ort geben, an dem sie sich beheimaten können“, so die methodistische Pastorin zur Zielsetzung des Projektes.
- Interview mit Maamun Kamran
Warum organisieren Sie einen arabischsprachigen Gottesdienst?
Weil ich aus eigener Erfahrung weiß, wie wohltuend und existentiell es ist, in der Muttersprache zu beten und das Wort Gottes zu hören. Und das ohne Angst und in Frieden. Diese Freiheit ist lebensnotwendig.
Wen wollen Sie damit ansprechen?
An erster Stelle natürlich alle arabischsprachigen Christen, egal ob sie erst kurze Zeit im Land sind oder schon lange unter uns leben. Willkommen sind natürlich auch Andersgläubige, die Interesse oder Fragen haben und in Frieden kommen. Im Anschluss an den Gottesdienst besteht die Möglichkeit zur Seelsorge auch für Helfer und Betreuer. Aber auch für Fragen zur Kultur und Mentalität auf beiden Seiten.
Welche Rolle spielen dabei die neuen Flüchtlinge?
Eine sehr große Rolle. Viele Kirchen wurden zerstört, die Christen von IS (Islamischen Staat) verfolgt und gefoltert. Diese Menschen brauchen hier nicht nur Nahrung und ein Dach über dem Kopf, sondern auch eine neue geistliche Heimat, die ihnen in dieser schweren Zeit Halt gibt und ihnen hilft, zur inneren Ruhe zu kommen.
Ihre Vision?
Meine Vision ist es, die Menschen, die öfter kommen, auch in den Gottesdienst mit einzubeziehen und ihnen Aufgaben zu übertragen. So wie das in unserer Weißenburger evangelisch-methodistischen Gemeinde auch läuft. Gemeinsam beten, gemeinsam leben und ab und zu gemeinsam feiern – auch ökumenisch.
Gottwald-Weber: Angebot zur Integration
Auch die Dekanin Ingrid Gottwald-Weber von der evangelisch-lutherischen Kirche in Weißenburg begrüßt das „sehr niederschwellige Angebot“, weil es die Integration von Flüchtlingen erleichtern werde. Ein Gottesdienst in arabischer Sprache biete „Vertrautes und ein Stück Heimat“. Es werde dauern, „bis den Flüchtlingen die deutsche Sprache all dieses wird“, erläutert die Dekanin.
Premiere am 24. Oktober
Der erste arabischsprachige Gottesdienst findet am Samstag, den 24.Oktober um 15.00 Uhr in der evangelisch-methodistischen Kirche statt. Pfarrer Dr. Hanna Nouri Josua, Geschäftsführer der Evangelischen Ausländerseelsorge Stuttgart, wird dabei Kamran in sein Amt einführen und segnen.
Weißenburger Katholiken: Hilfe vom Collegium Orientale Eichstätt
Auf katholischer Seite macht man sich ebenfalls Gedanken, wie man christlichen Flüchtlingen eine geistige Heimat geben könne. „Wir sind im Dekanat Weißenburg-Wemding gegenwärtig auch auf dem Weg, die Frage zu beantworten, wie wir katholischen, unierten bzw. orthodoxen Christen mit Hilfe des Collegium Orientale eine spirituelle Heimat geben können. – Der Prozess steht aber erst am Anfang.“, so Dekan Konrad Bayerle vom Dekanat Weißenburg-Wemding .
Ein Kommentar to “Weißenburger Methodisten starten Gottesdienste auf arabisch – Maamun Kamran übernimmt Leitung”
3. Okt. 2015
BeierIch wünsche Maamun viele gute Erfahrungen mit diesem
mutigen Projekt, eine wünschenswerte große Resonanz und Gottes Segen.